Die standardisierte Rassebeschreibung
Die Federation Cynologique Internationale (FCI) listet den Welsh Corgi Cardigan in der Gruppe 1, Sektion 1 als Schäferhund aus Großbritannien ohne Arbeitsprüfung. Sie gibt als Verwendung neben dem Schäferhund auch den Begleithund an und beschreibt die Rasse wie folgt (s. auch http://www.fci.be/Nomenclature/Standards/038g01-de.pdf):
Die Hunde werden als robust, widerstandsfähig, mobil und zur Ausdauer befähigt beschrieben. Sie sind wachsam, freundlich und aufgeweckt, aktiv und intelligent, ausgeglichen und weder scheu noch aggressiv.
Ihr Körper ist kräftig und lang im Verhältnis zur Höhe, da die Läufe kurz sind. Die Widerristhöhe ist idealerweise 30 cm und das Gewicht liegt zwischen 11 kg (leichte Hündin) und 17 kg (kräftiger Rüde). Der Kopf und die Rute sind fuchsartig. Die Nase und die Lidränder sind immer schwarz, die Augen sind dunkel. Der Welsh Corgi Cardigan hat aufrechte Ohren, die im Verhältnis zur Größe des Hundes ziemlich groß sind. Der Hals ist muskulös, die Brust tief. Die Taille wiederum zeichnet sich deutlich ab. Das Haarkleid ist kurz oder mittellang, von harter Textur, wetterfest und mit guter Unterwolle. Es ist vorzugsweise glatt.
Als Farben werden anerkannt: blue merle (dann dürfen auch die Augen blau sein), gestromt, rot, zobelfarben, dreifarbig mit gestromten Punkten und dreifarbig mit roten Punkten. Alle Farbvarianten werden mit oder ohne die typisch weißen Abzeichen an Kopf, Hals, Brust, Unterseite, Läufen und Pfoten sowie die weiße Rutenspitze akzeptiert. Weiß sollte allerdings nicht überwiegen.
Über die Herkunft
Über die Herkunft und die Nutzung des Welsh Corgi Cardigan wird Folgendes berichtet: Ursprünglich kommt er aus der Grafschaft Cardiganshire in Wales, einem Land im Südwesten von Großbritannien. Corgi soll der walisische Begriff für kleiner, niedriger Hund sein. Es soll schon vor über tausend Jahren Berichte von Hunden der walisischen Bergbauern gegeben haben, die den heutigen Corgi beschreiben.
Zeitgleich gab es in der südlich angrenzenden Grafschaft Pembrokeshire ebenfalls einen kleinen, niedrigen Hund namens Corgi, den Welsh Corgi Pembroke. Die beiden Corgihunde unterscheiden sich zum einen im Aussehen und zum anderen auch im Verhalten (vergl. http://www.fci.be/Nomenclature/Standards/039g01-de.pdf). Lange Zeit wurden beide Hunderassen auch unter einander gekreuzt. Erst 1925 wurden der Cardigan und der Pembroke gemeinsam vom Kennel Club, dem Dachverband der britischen Hundezüchtervereine, als Rasse anerkannt. Nach vielen Streitigkeiten erfolgte 1934 eine separate Anerkennung beider Rassen.
Von den Bauern wurde der Corgi sehr vielseitig eingesetzt. Zum einen zum Hüten und Treiben von Rindern, Ponys und Schafen. Der Corgi zwickt dabei in die Fesseln der Tiere und taucht dank seiner kurzen Läufe unter den ausschlagenden Hinterbeinen unverletzt durch. Oft war das Vieh über lange Distanzen zu treiben, daher musste der Hund sehr ausdauernd arbeiten können. Zum anderen bewachte der Corgi das Haus, den Hof und auch die Kinder. Außerdem gibt es Berichte, dass der Corgi auch zur Jagd auf Kleinwild und Vögel eingesetzt wurde. Bei der Zucht wurde auf Leistungsfähigkeit geachtet, nicht so sehr auf Äußerlichkeiten.
Der Arbeitshund
Vor diesem Hintergrund sollte dem Hundehalter bewusst sein, dass es sich bei dem Welsh Corgi Cardigan um einen ernsthaften Arbeitshund handelt. Wie auch alle anderen Hunde sind seine Sinneswahrnehmungen in den Bereichen Hören, Riechen und auch Sehen von Bewegungen deutlich besser als beim Menschen. Aufgrund der jahrhundertelangen Auslese durch den Menschen, der diese Fähigkeiten für sich genutzt hat, ist ein Hund entstanden, der sehr aufmerksam ist. Er will arbeiten und arbeitet gern mit seinem Menschen zusammen, ist jederzeit handlungsbereit. Der Cardigan ist ein mutiger Hund.
Daher braucht der Welsh Corgi Cardigan einen erfahrenen und engagierten Halter, der ihn konsequent und einfühlsam führt, der mit dem Hüte-, dem Jagd-, dem Wachtrieb und dem Arbeitswillen umzugehen versteht, der für angemessene Beschäftigung und gegebenenfalls für Ruhe und Erholung sorgt. Denn als geborener Arbeitshund gönnt sich der Cardigan unter Umständen kaum Entspannung. Fehlt dem Hund eine solche Führung, trifft er im Zweifel seine eigenen Entscheidungen – manche nennen ihn stur – und kann durch sein eigenständiges Handeln sich selbst oder anderen Schaden zufügen.
Bei Unterforderung können Verhaltensauffälligkeiten oder unerwünschte Ersatzbeschäftigungen auftreten oder bei mangelnder Entspannung stressbedingte Krankheiten. Zu beachten ist noch, dass viele Welsh Corgi Cardigans zu Übergewicht neigen, da sie sehr gerne fressen. Hier muss der Halter umsichtig das Futter verwalten. Und auch das Haarkleid braucht aufgrund der guten Unterwolle regelmäßige Pflege in Form von Bürsten.
Bei artgerechter Haltung ist der Welsh Corgi Cardigan ein anhänglicher, freundlicher, aufgeschlossener Familienhund, der aktiv überall gerne dabei ist. Er ist lernwillig und aufmerksam, übernimmt gern Aufgaben. Dieser Hund begeistert seine Halter oft nachhaltig: Einmal Corgi – immer Corgi.
Unsere persönlichen Erfahrungen
Wir sind eine fünfköpfige Familie und auch wir sind begeistert von unserem Corgi! Allerdings muss ich als Mutter und Hauptbezugsperson für den Hund gestehen, dass ich es mir als blutiger Hundehalter-Anfänger durchaus einfacher hätte machen können, als gerade diesen etwas anspruchsvolleren Hund zu uns zu nehmen. Unser Hund Sixtus ist sehr aufmerksam und sich nicht immer ganz sicher, wie er mit verschiedenen Situationen umgehen soll. Als echter Corgi handelt er aber erstmal mutig und eigenständig. Das Ergebnis entspricht dann nicht unbedingt dem, was allgemein in der Gesellschaft toleriert wird. Bis mir bewusst war, wie unser Hund denkt und fühlt und wie ich ihm die nötige Sicherheit vermitteln kann, waren die wichtigen ersten prägenden Monate und Jahre vorbei. Gut, dass sowohl Menschen als auch Hunde ihr Leben lang lernen. So lernen auch wir nach wie vor, mit unvorhergesehenen Situationen angemessen umzugehen, und machen auch deutliche Fortschritte.
Ich kann nur jedem, der sich für diese Hunderasse interessiert, empfehlen, sich die Zuchtstätte des Hundes sehr genau anzusehen. Eine umweltunsichere und nicht so vom Nachwuchs begeisterte Hundemutter bringt keine ausgeglichenen und vertrauensvollen Welpen auf die Welt. An der Gelassenheit und dem Vertrauen muss dann immer gearbeitet werden.
Außerdem sollte jeder versuchen, über den Gesundheitszustand der Hundefamilie alles herauszufinden. Unser Hund verträgt nur ganz schlecht tierisches Eiweiß. Es war eine schlimme Zeit, bis das herausgefunden und ein geeignetes Futter gefunden wurde. Futtermittelunverträglichkeiten erlebe ich allerdings bei allen möglichen (Rasse-?) Hunden. Oft ist das den Haltern gar nicht bewusst. Leider hat Sixtus auch die Von-Willebrand-Krankheit, eine Blutgerinnungsstörung, die vererbt wird. Da hoffen wir einfach mal auf das Beste.
Nichtsdestotrotz meistert unser Hund wiederum ganz gelassen andere Situation, die für die meisten Hunde eine große Herausforderung darstellen. Viele lebhafte Menschen, Lautstärke, platzende Fahrradreifen, um- oder herabfallende Gegenstände – all das kann ihn nicht schockieren. Er erträgt mit großer Gelassenheit, wenn er angesprungen, angeschrien oder permanent an ihm herumgefummelt wird. Wenn er genauestens untersucht, festgehalten, getragen, übersprungen oder in irgendetwas eingewickelt oder ihm irgendetwas umgehängt wird, bleibt er ganz ruhig. Das alles bleibt leider nicht aus, wenn man mit einem Menschen aus dem Autismusspektrum oder auch jüngeren Kindern zusammenlebt.
Wir als erwachsene Halter haben die Sicherheit und das Wohlbefinden des Hundes stets im Blick, können aber nicht immer zur rechten Zeit am rechten Ort sein, so dass es beruhigend zu wissen ist, dass der Hund sich nicht massiv, z. B. durch Schnappen und Beißen, wehrt. Andererseits wird so immer wieder am Hund respektvoller Umgang mit anderen Lebewesen und auch Mitmenschen geübt. Jeder hat Ruhe und Frieden verdient. Da ist der Hund ein sehr wertvoller Therapiehelfer! Außerdem lässt sich Sixtus auf so manches Abenteuer ein – Wasser sollte aber immer nur so tief sein, dass man darin stehen kann – und man kann prima mit ihm herumtollen.
Unser Corgi ist auf jeden Fall ein innig geliebtes Familienmitglied!